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Citizen Cane (1. Kapitel: Freiheit)

Citizen Cane (1. Kapitel: Freiheit)



„Können Sie sich vorstellen wie es ist unermesslich reich zu sein?“

Die Situation entbehrte nicht einer gewissen Komik. Ich saß hier, ohne zu wissen warum, ohne meinen Gastgeber zu kennen, in meinen abgetragenen Klamotten, die noch von vor der Zeitenwende herrührte, damals als die gute 19 noch am Datumsanfang stand und mein Leben noch in Ordnung war.

„Nein, ich kann es mir nicht vorstellen“.

Antwortete ich nach kurzem Zögern, wahrheitsgemäß.

„Versuchen Sie’s, wir haben Zeit.“
„Wir haben Zeit? Ich denke ja, dass sie Zeit haben, aber ich, ich habe zu tun.“
„Was? was haben Sie zu tun?“

Er hatte sich ein ganz klein wenig nach vorne gebeugt, als wolle er das Gespräch etwas anschieben, mit einer leicht drängenden Attitüde, auch in seiner Stimme war es zu hören, eine leichte Vibration.

„Sie kommen aus dem Gefängnis, vorgestern Morgen um neun Uhr, sie haben sich direkt ein Taxi genommen sind an den Hafen gefahren und haben sich in einer billigen Pension eingemietet. Sie haben Geld in der Tasche, das Ihnen für genau 3 Wochen und 2 Tage die Unterkunft sichert, dann ist Tabula rasa, Schicht im Schacht. Sie haben keine Arbeit, in der Zeit werden Sie auch keine finden, in ihrem Beruf wahrscheinlich nie mehr. Sie haben keine Familie, und ihr letzter Freund, der sie besuchte, rastet draußen in Ohlsdorf für längere Zeit. Was also drängt sie?“

Ich spürte meine Knie nicht mehr. Mir wurde es kalt an den Armen, meine Haare stellten sich. An dem Kloß im Hals vorbei presste ich mühsam und leicht stockend ein

„Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?“

Alles an mir war auf Alarm eingestellt. Die Muskeln spannten sich an, der Hals wurde hart. Es war das gleiche Gefühl als ich das erste Mal in der großen Dusche, alleine mit drei anderen Häftlingen, widerlichen Kerlen, in meiner Ecke stand und der Wärter mit einem süffisanten Lächeln die Türe zuzog. Hier war die Enge, hier war ich wieder die Maus und ich fluchte innerlich der Einladung dieses Mannes gefolgt zu sein.

Er lehnte sich wieder etwas zurück, schlug das linke Bein über das rechte und sah mich direkt an:

„Ich sagte es doch schon was ich möchte. Ich möchte gerne wissen ob Sie es sich vorstellen können unermesslich reich zu sein. Verstehen Sie ‚unermesslich’ ist ein Wort das weniger Zählvermögen als vielmehr Vorstellungskraft erfordert, Fantasie.“

Bei diesem Wort bekamen seine Augen einen leichten Glanz und seine Stimme fuhr schwärmerisch fort:

„Verstehen Sie, so reich, dass wenn ich Lust hätte, ich Griechenland kaufen würde um daraus einen Disneypark für Götter und Heldensagen zu kreieren. Oder ich würde ‚Google’ kaufen weil ich nicht möchte dass sie mein Haus von allen Seiten fotografieren. Verstehen Sie, so reich.“

Er schien sich in dieser Pose zu gefallen, ich verstand nur nicht was es ihm brachte von so einem armen Würstchen wie mir Anerkennung heischen zu wollen.

„Was alles hat das mit mir zu tun? Es ist schön dass sie so reich sind, schön für sie. Mein Leben ist mit Verlaub etwas anderes gelagert, und wenn es Ihnen recht ist, ich habe deswegen keine Zeit weil ich mich tatsächlich um Arbeit bemühen möchte, auch wenn Sie denken, dass dies ohne Erfolg sein würde.“

„ Vor allem ist es nicht mehr notwendig. Ich lud Sie ein weil ich Ihnen Arbeit anbieten möchte.“

Jetzt war es an mir mich kerzengerade aufzusetzen.

„ Arbeit, was für Arbeit? Entschuldigen sie meine Aufregung, aber das wäre fabelhaft.“

Vor meinen Augen begann sich die Welt ganz langsam zu drehen.

*

Seit 2 Tagen, seit sich die Türen des Gefängnisses für mich nach endlosen Jahren geöffnet hatten war ich angespannt, misstrauisch und vor allem sehr, sehr ängstlich. Ich kannte niemanden, konnte keinem trauen und was in der letzten halben Stunde passiert war überforderte mich nun komplett.
Ich hatte die Pension verlassen und mich auf den Weg gemacht das erste mal nach Jahren wieder einkaufen zu gehen. Ich ging morgens um 11 Uhr, um nicht zu vielen Menschen dort im Geschäft zu begegnen, wie jeder, der lange weggeschlossen war hatte ich das Gefühl meine Gefangenschaft wie eine Eisenkugel an meinem Bein her zu ziehen. Ich dachte man würde es riechen, an meinem Gang erkennen, an meiner Stimme, ja selbst an ihrem Hall. Alles war anders um mich – nur in mir hatten die Beine noch die Abmessung 3,12 Meter, umdrehen, 3,12 Meter umdrehen…abgespeichert. Die Stimme klang leiser, sie war so selten gebraucht worden, ja selbst die Augen waren ihre Blicke gewohnt und geübt.

Jetzt hier jedoch in diesem Supermarkt, inmitten eines Angebots das schwindeln machte, tastete ich jeden Schritt vorwärts, bedächtig den Grund nicht zu verlieren, zu taumeln und in eines dieser übervollen Regale zu stürzen. Ich tastete mich vorbei an Süßigkeiten, Brot und Milchkühlregalen, fand in deren Nachbarschaft Lachs in vielerlei Gewürzrändern und Beizarten, frische Fische in haufenweise gestoßenem Eis und eine Fleischtheke, deren Auswahl auf einem Meter größer war als mein Speiseplan der letzten Jahre. Viele Dinge kannte ich nicht, von vielem wusste ich nicht warum oder ob ich es brauchte, ob es mir schmecken würde. Mein Geldbeutel ließ nur einen sehr begrenzten Blick auf die Waren zu und alles darüber hinaus schien mich zu trennen, als stünde ich noch vor den Schaufensterscheiben des Geschäfts.

Ich ging ganz langsam, Gang für Gang, Regal für Regal. Ich nahm Dinge in die Hand, wog sie, betrachtete sie, fuhr mit meinen Fingern sanft über glatte Verpackungsoberflächen und kühles Obst. Etwas in mir stimmte mich andächtig wie in einer Kirche, ließ meine Umgebung schrumpfen, als ob ich einsam und allein mit dem Gott der Waren in Berührung träte, Teil für Teil, Produkt für Produkt. Ganz in mich versunken in eine neue Welt bewegte ich mich durch das Geschäft, vergaß Zeit und Ort, eingehüllt wie in Watte, weich und unwirklich, in einer endlos scheinenden Absence – wurde ich geweckt durch eine Berührung an meinem Arm.

Ein Herr fasste mich dort an und sprach zu mir, dass ich ihm bitte folgen solle.

*

Widerspruchslos ging ich hinter ihm her, gehorchen war in den letzten Jahren meine Natur geworden und Schritt für Schritt fand ich in die Wirklichkeit zurück. Es muss wohl der Ladendetektiv sein, dem ich aufgefallen war, natürlich aufgefallen als Sträfling in diesen Tempeln des Wohlstands. Ich, der mich hineingeschlichen hatte in eine Welt des Habens als Habenichts, als Fremdkörper, als Schandfleck, ja als Störung der Ordnung dieser Institution.

Wir verließen die Einkaufshalle, gingen durch einen längeren Gang, nackte helle Neonröhren an den Wänden, eine davon flackerte und Meterware grünen Teppichs, die meine Schritte dämpften und nicht hallen ließen wie in den endlosen Gefängnisfluren. Wir betraten einen kleineren Raum, spartanisch eingerichtet und ich nahm nach Anweisung Platz vor einem weißen Schreibtisch. An den kahlen Betonwänden hingen einige Pin-ups unterbrochen durch eine Anzahl großer Monitore die Einblick gaben in die Verkaufsräume, aus denen wir kamen. Mir gegenüber war ein fremder, sehr eleganter Herr in wohl mittleren Jahren, gepflegt, und in gewisser Weise schön und interessant, ein Gesicht, das einfing und nicht mehr losließ.

Der Detektiv verließ das Büro, schloss leise die Tür und ich wartete bis der Mann sein Wort an mich richtete, ganz noch der Sünder, der nicht weiß, was ihm zur Last gelegt. Nach kurzem Schweigen begann dann die schon beschriebene Unterhaltung und holte mich Satz für Satz ins Diesseits zurück, bis mich das Jobangebot wieder in eine Halbwelt des Märchens katapultierte.

*

„Wenn Sie soviel über mich wissen, wenn Sie wissen, dass ich vorbestraft bin, warum möchten sie dann dass ich für Sie arbeite? Hier als Ladendetektiv?“

„Oh, Nein, dieser Ort hier hat nichts mit meinem Angebot zu tun, ich habe ihn nur gewählt weil ich mit Ihnen ins Gespräch kommen wollte.“

„Aber Sie hätten mich doch einfach ansprechen können, draußen, oder sie wissen ja sogar wo ich wohne.“

„Ich bestimme gerne die Situation für meine Gespräche selbst, und habe eine Affinität für etwas ausgefeilte Dramaturgien. Sie wissen ja bereits, dass ich mir das leisten kann.“

Ein leises Lächeln umspielte seinen Mund, kam aber nicht bis zu seinen Augen, obwohl diese nicht unfreundlich blickten, nur sehr klar, fast schmerzhaft klar.

„ Aber das hier ist doch ihr Geschäft?“

„ Nein, ich habe es noch nie zuvor betreten. Vorhin, das erste Mal, nur als sie sich durch die Regale treiben ließen, begab ich mich hierher um dieses kleine Arrangement mit dem Ladendetektiv zu treffen.“

„Sie haben ihn dafür bezahlt, dass er Ihnen sein Büro zur Verfügung stellt?“

„Nein, wie gesagt habe ich einen Hang zu kleinen Inszenierungen. Möchten Sie wissen, was ich für ihn arrangiert habe?“

Ich zögerte kurz, eigentlich interessierte mich der Ladendetektiv nicht sonderlich, bei der Aussicht gleich etwas über einen Job zu erfahren, andererseits wollte ich nicht ablehnend sein – und unhöflich.

Er schien meine Gedanken erraten zu haben und meinte:

„Wir haben die Zeit dazu, und sie müssen auch etwas entspannter sein. Außerdem kann ich Ihnen ein hübsches kleines Theaterstückchen versprechen.“

Er wandte sich kurz dem Pult zu, mit dem die verschiedenen Monitore zu steuern sind, dem Mischpult eines Toningenieurs nicht unähnlich und betätigte zielsicher eine der Tasten.

„Vorab noch die Szene als wir diesen Raum betraten und anschließend dann…“

Auf dem großen Farbmonitor zwischen uns konnte man den Raum erkennen in dem wir saßen, nur die Uhr links unten zeigte, dass sich vor ungefähr einer halben Stunde folgendes abgespielt hatte.

*

Der Ladendetektiv, der am Schreibtisch saß, hob den Kopf, wartete kurz und sagte dann

‚Herein’.

Die Tür öffnete sich und mein Gegenüber und eine junge Frau betraten das Zimmer.

Sie hatte etwas an sich, das mich sogleich in ihren Bann zog. Es ging eine Eleganz von ihr aus, nicht nur von ihrem Aussehen, klassisch, zeitlos modern gekleidet, ein Kostüm in Pastell, eng geschnitten aber ohne die weiblichen Formen, die sie zweifelsohne zu besitzen schien allzu plakativ zur Schau zu stellen, war es vielmehr die Anmut ihrer Bewegungen die diese Wirkung hervorzurufen schienen. Von einer Unaufdringlichkeit und Grazilität, ohne jegliche Spur von Hastigkeit, aber doch zielsicher hatte sie den Raum mit meinem momentanen Gastgeber betreten, als er sich auf den noch einzigen freien Stuhl setzte blieb sie neben ihm stehen. Ihr Gesicht lag im Halbschatten einer breiten Hutkrempe, eines weißen Sommerhuts, wie gemacht für einen Spaziergang über den Jungfernstieg, ein gepflegtes Tete a Tete in einem der Cafes an der Innenalster, aber hier wirkte ihre Erscheinung wie ein Fremdkörper, wie eine Außerirdische, die diesem trostlosen Büro von der Schönheit der Frauen kündete, eine vollendete und schweigsame Botschafterin.
Auch auf den Detektiv schien die Dame einen ähnlichen Eindruck gemacht zu haben. Er konnte seinen Blick nicht von ihr losreißen, vergaß dabei die einfachsten Höflichkeitsformen, der Mann hatte selbst Platz genommen ohne eine einladende Geste abzuwarten und auf dem Monitor war sein Gesicht zu sehen, wie es bewegungslos auf den Detektiv gerichtet, die Augen schienen ihr Gegenüber zu scannen, ja weiter noch waren es die Augen, die zwei Schweißpunkten gleich scheinbar mühelos durch die Erscheinung des anderen drangen um dabei dessen tiefste Gedanken zu sezieren, wie ein warmes Messer, das durch weiche Butter fährt.

Er lehnte sich etwas zurück, und wie auch schon in unserem Gespräch steuerte er direkt auf sein Anliegen zu, klar und schnörkellos, den Ballast von Begrüßung und Erklärung einfach über Bord werfend sagte er:

„Sie hat gestohlen.“

Dem Detektiv merkte man den Widerwillen förmlich an wie er aus der Märchenhaftigkeit der Situation wieder an die Oberfläche seines Büros, seines Daseins driftete, dessen Leben eben aus dem bestand, was gerade ausgesprochen war, dem Stehlen. Sein Gesicht verzog sich zu einem kleinen Lächeln, bittend schier gar entschuldigend ihr zugewandt meinte er abwehrend:

„Aber doch nicht Madam, und hier, aber nein, nie und nimmer,“

…und damit wandte er sich wieder dem Herrn zu; jetzt hatte sein Blick etwas Triumphierendes in den Augen,

„ich hätte es gesehen auf meinen Monitoren, wenn es so gewesen wäre.“

Der nächste Satz meines Gegenübers kam so leise, aber doch klar verständlich, und sein Inhalt ließ mich frösteln:

„Es geht hierbei nicht um das was sie sehen, sondern um das was ich sage.“

Damit war ein Netz ausgeworfen, die ohnehin skurrile Situation entledigte sich ihrer letzten Hüllen etwaiger Konventionen und zeigte ein ungeschminktes Gesicht. Es ging um Macht, um Befehlen, um Oben und Unten, um Gehorsam. Der Detektiv, an seine Stärke durch seine Stellung und durch sein Büro gewohnt, der Bestimmende zu sein, schluckte, dieses Schlucken schien zu verhindern dass ihm sein Gesicht einer Maske gleich von den Wangenknochen rutschte, sah boshaft aus, sein Äuglein funkelten und verrieten Hass gegenüber diesem Fremden, diesem Eindringling aus der Welt der Schönen, des Reichtums, der Eleganz, der ihn hier in seiner Domäne degradieren wollte.
Er wollte auffahren, man sah ihm an, dass er Beherrschung suchte, um Contenance rang und – noch – schien es ihm zu gelingen.

„ Ich weiß nicht wer sie sind, was sie hier wollen, aber Sie“

und jetzt wurde er doch etwas lauter…

“Sie sagen mir nicht was ich sehe“.

„Bestrafen Sie sie dafür“.

Alle Energie die in dem Detektiv steckte, alles Aufbegehren, wurde wie von Geisterhand weggelenkt von seinem Gast, wie in Trance wandte er sich der Frau zu, die bisher ohne jegliches Wort neben dem Schreibtisch gestanden hatte und auch jetzt verriet keinerlei Regung was sie von dieser Ungeheuerlichkeit zu halten schien, die ihr Begleiter gerade so nonchalant ausgesprochen hatte.
Dem Detektiv war der Mund trocken geworden, so hörte er sich an, als er um Souveränität noch ringend sich schon zappelnd im Netz seiner eigenen wollüstigen Fantasien befand, sich selbst immer weniger fragend, was dies hier solle, erschien ihm, wie am Ende eines Tunnels ein kleines Licht, auf das er sich immer schneller zu bewegte, bis es als weiße, stechend helle Erscheinung die Frau gegenüber als Madonna seiner geilen Wünsche auserkoren den Träumen eines kleinen billigen Ladendetektivs ergab.

Der Rest schien Formsache zu sein. Sein Gestammel,

„aber das geht doch nicht, wo denken Sie hin,…“

war Ihm noch nicht einmal eine Antwort wert.

„Bevor Sie sie mitnehmen holen Sie mir den jungen Mann hier herein“,

Er deutete dabei auf den Monitor und mir war klar, dass man mich dort sehen musste, schaute genau und sah wie ich in meinem Konsumtraum, an ein Regal gelehnt, mich dem, ja was, dem Geschmack von Zahnpaste ergab. Ich hatte einige Tuben aufgedreht, mir etwas Paste auf die Zunge gestrichen und war wie paralysiert von dieser Frische, die potenziert aus der künstlichen Aufdringlichkeit ihres Menthol- oder Minzgeschmacks mir den muffigen Geschmack meiner Gefängnisjahre aus dem faulen Maul vertreiben sollten. Ich sah wie mich der Detektiv am Arm nahm, mich zu einer Tür geleitete, dann verschwanden wir.

*

„Wohlan, mein Freund, ich darf Sie doch meinen Freund nennen? wohlan zum zweiten Satz, auf zum Andante, und ob dies nun allegro, vivace oder doch eher nur lento wird werden wir in Kürze wissen, wobei eines mein Freund uns gewiss sein kann. Er ist dabei ein Schüler, nicht einmal besonders gelehrig, bei seiner Übungsstunde, wohl bei einer seiner ersten Übungsstunden genaugenommen, und er hält ein Instrument in Händen, einer Stradivari gleich, und er wird sie halten tölpelhaft und unbeholfen wie eine Bauernfiedel.“

Er drückte erneut einen Schalter auf dem Mischpult und schob den Regler etwas nach vorne. Sogleich erschien auf dem Zentralmonitor das Bild eines anderen Raums, ebenso kalt und grau wie dies Büro, nur ohne Monitore, nur mit einem kleinen Tisch an einer der Wände, davor ein Stuhl, ansonsten war das Zimmer leer, bis auf diese obskure Gestalt in der Bildmitte.

*

Wir sehen unseren Detektiv, starr, den Kopf leicht nach oben gereckt, die Augen krampfhaft geschlossen. Er wiegt sich etwas in den Knien, als müsse er Halt suchen um nicht zu kippen, trägt seine Hosen zerkneult um die Kniekehlen. Er kann seine Beine nicht weit öffnen, sodass er insgesamt noch instabiler wirkt – und wäre da nicht die zweite Hälfte der Gestalt, man müsste Angst haben, dass er einfach so nach vorne fällt. So verkrampft dieser Teil der Figur wirkt, umso anmutiger wies sich der andere Part, der vordere aus. Die Frau hat den Kopf vor seinem Schoß, sein Schwanz steckt nahtlos in ihr. Er muss wie Schlüssel und Schloss verkantet in ihren Kiefern und ihrem Rachen eine Einheit zeugen zwischen seiner Ruhe und ihren sanften Bewegungen. Sanft rutscht der Kopf der Frau an dieser Achse entlang die sie zusammen schliesst, ihren Mund nie verlassend, ist sein Teil zu sehen, wenn sich ihre Lippen wieder von seinen Lenden entfernen. Sie hält einen stetigen Rhythmus ein, angeleitet vielleicht von seinen Händen, die sich an ihre Schläfe pressen, aber alles an ihm wirkt so passiv, sodass es auch vorstellbar scheint, dass sie die Bewegung vorgibt und er nur kraftlos folgt. Ihre Kostümjacke hängt unordentlich über ihrem Rücken und der Rock ist schlampig und überstürzt über ihre Hüften geschoben. Ihre Hände sind ihr dort zusammengebunden, die Rockschöße hastig zusammengeknüllt zwischen Armen und Rücken. Ihr Arsch ist nackt, mit vielerlei Striemen überzogen blutig und wulstig, besonders dort wo die Linien sich kreuzen. Dadurch dass sie auf ihren Fersen hockt und nur immer ein kleines Stück ihm entgegenkommt, wölben sich ihre Arschbacken auseinander, angespannt und weiß scheinen sie wie zwei Ballone, wären die Spuren der Schläge nicht darauf, sie hätten die Vollendetheit von Alabaster. Ein Höschen kann man nicht erkennen, vielleicht hat es sich in den Kniekehlen verborgen, im Dunkel ihrer Rundungen, im Schatten ihres vollkommenen Arsches. Sie fährt fort in ihren gleichmäßigen Bewegungen, vom Mund bis zu den Fersen der Frau entlässt das Schwanzlutschen ihren Körper in ein Wellenspiel voller Kraft und Zurückhaltung und man hat das Gefühl, dass immer wenn sie den Schwanz ganz in sich verschließt, die Kraft aus den Beinen kommt, sie sich ihm entgegen hebt, um dann sacht an seiner Stange entlang wieder gen Boden zu gleiten. Stetig ist sie es, die die Skulptur in der Bewegung hält, dieses verkeilte Mann-und-Frau-Wesen, irgendwo zwischen Erschöpfung und Erleichterung zutreibend auf sein Ejakulat, das dann, plötzlich, nur in einigen dumpfen Stöhnen, schnell und hungrig wie bei einem Tier, in einem erhöhten Druck an ihren Schläfen sich entlädt in diesen Mund, in diesen Trichter, in ihr Inneres. Dann sind seine Zuckungen übergegangen auf ihren Oberkörper, fortgesetzt in Rinnsalen, die Titten und das Tal hinunter, sich sammelnd in ihrem Bauch und dort verendet, ohne ihre Lenden zu erreichen. Ich erkannte, sie hat sich ihm nicht geschenkt, all dies dort oben schien mit ihrer Fotze nicht in Verbindung zu stehen, wohl mit dem Rest der Frau, aber nicht mit ihrem Zentrum.
Den Detektiv scheint das nicht zu kümmern, er fickt ihren Mund, er entlädt sich in ihr, er beachtet noch nicht einmal wie sie kaum merklich alles schluckt und nur ein paar Fäden an ihrem Kinn aus ihren Mundwinkeln tropfen. Sie hängen dort, werden langsam länger und flüssiger, man wünscht sich ihre Zunge, doch sie schenkt dem keine Beachtung. Nachdem sie seinen Schwanz entlassen hat, abwartend noch, dass er seine Steife in ihr verliert, erhebt sie sich und fährt mit ihrem Körper langsam an ihm hinauf. Dabei, als ihre Titten sein schlaffes Gemächt erreichen, bewegt sie diese leicht hin und her, als ob sie sie ihm schenken will, als Kissen für seine Trägheit. Gekonnt verteilt sie den Rest des Spermas auf sich, senkt noch einmal den Kopf und säubert den Schwanz vollends mit ihrer Zunge. Anmutig löst sie sich dann und gleitet wieder halb auf ihre Knie in eine wartende Position neben ihm. Ihrem Gesicht, das nun gut zu sehen ist, sie trägt den Hut nicht mehr, kann man nichts ablesen, keine Befriedigung, aber auch keinen Ekel, keinen Spott, und auch keine Überheblichkeit. Es ist als ob ihre Augen hinter einem Paravent verborgen, den Blick nach innen gerichtet in sich ruhen, und warten was noch geschehen solle. Sie ist ganz wach, und sie wirkt trotz der Wunden, trotz den Anstrengungen des Blowjobs, bereit.

*

Mir war meine Stimme abhanden gekommen, mein Hemd klebte mir am Rücken, mein Schoß war nass von meinem Samen, der sich irgendwann während des Schauspiels aus mir ergoss. Meine Knie waren weich und zitterten erneut, mein Innerstes in helllichtem Aufruhr. Was ich hier zu sehen bekam, nach Jahren trostloser Phantasien entlang abgewichster Pin up’s hatte mich schlichtweg überfordert, und ich hatte das Gefühl überzuschnappen.
Mein „Gastgeber“ bemerkte das wohl, schaltete die Übertragung aus und wandte sich mir zu.

„Wie ich schon dachte, statt einer wunderschönen Miniatur wurde doch eher ein dröges kleines Blaskonzert daraus. Nichts aufregendes, aber bei einem nicht aufregenden kleinen Ladendetektiv auch keine Überraschung.
Lassen Sie mich seine Geschichte erzählen, von seinem Leben und der größten Chance darin, die er ungenutzt verstreichen ließ, und das spannende darin ist, bis zum Ende seines Lebens wir ihm dies nicht klar sein.
Ein solches Mädchen zu ficken wie er gerade die Möglichkeit hatte wird niemals wiederkehren.
Ist sie so schön und so geübt wie sie, manche dieser russischen Callgirls der Oberschicht sind das, wird er sie sich niemals leisten können, Nataschas, Nadjas oder Nastassjas nehmen mindestens 10000€ pro Nacht, aber – so teuer sie auch sind, etwas fehlt, sie werden sich niemals in dem Maße hingeben, wie sie es gerade tat – und wie sie noch bereit gewesen wäre zu tun.“

„Aber warum,“

fragte ich,

„warum war sie so hingebungsvoll, sie kannte ihn doch nicht, geschweige denn, dass sie ihn liebte“.

Er schmunzelte belustigt.

„Sie machen den gleichen Fehler wie er, sie denken es ginge um ihn, um das was er sieht, aber es geht um das was ich sage.“

„Sie meinen, sie haben zu ihr gesagt, sie solle sich ihm hingeben?“

„Nein, das muss ich ihr nicht sagen. Sie genoss eine jahrelange Ausbildung darin lesen zu können was ich möchte, ohne es ihr sagen zu müssen. Dies ist ihre wahre Profession, darin ist sie Künstlerin, das Blasen, die Striemen, das ist nur schmückendes Beiwerk.“

„Warum tut Sie das, warum gibt sie sich mit solch einem Mann wie dem Detektiv ab, nur um Ihnen zu gefallen?“

„Einstweilen muss Ihnen das als Erklärung reichen, ja, versuchen Sie es folgendermaßen zu verstehen. Wenn zwei Menschen heiraten und ein Leben gemeinsam verbringen, dann wird es oftmals schönen und erfüllten Sex geben, vollendet, liebevoll, paradiesisch. Aber dazwischen manches Mal, da wird er sie nehmen, ohne vorher geduscht zu haben, und riechen noch vom Sport, der ihn so erregte, oder sie wird furzen, aus Versehen, dann, wenn er sie zum Arschficken vorbereitet. Das wird nicht schlimm sein, man liebt sich sogar darum, um diese kleinen Schwächen. Bei mir und meinen Mädchen ist das genauso. Nur dass ich nicht ungeduscht bin oder schlecht rieche, sondern ich wechsle meine Gestalt, ich bin dann ein anderer Mensch, oder besser noch ich bediene mich eines anderen Menschen um mein Mädchen zu ficken.“

„Das heißt also, die Hingabe galt nicht ihm, sondern Ihnen?“

„Genau so ist es, sie verstehen schnell.“

„Aber was entging ihm dann, wenn die Hingabe doch ihm nie gegolten hatte.“

„Kennen Sie Kenneth Brannagh, oder Laurence Olivier?“

„Die Schauspieler, ja“

Eine Welle der Zuneigung zu ihm erfasste mich, dass er mich nach Schauspielern fragte, die ich noch kennen konnte, deren Größe vor oder in die Zeit meiner Freiheit fiel, und ich nicht dumm vor ihm stand in Unwissenheit über irgendwelche Mimen der heutigen Zeit.

„Beides sind sehr gute Shakespeare Darsteller, und doch ist ihr Ruhm gänzlich verschieden zu dem Ruhm Shakespeare’s selbst. So verhält es sich mit der Hingabe meiner Mädchen. Natürlich ist sie verschieden zu mir, aber sie würde allemal dazu ausreichen aus unserem Ladendetektiv einen besseren Menschen zu machen.“

„Einen besseren Menschen?“

„Jawohl, einen besseren Menschen. Kehren wir zurück zu Ihm und seiner Möglichkeit zu wählen. Ich erzähle Ihnen noch mehr über ihn. Er ist kein dummer Mensch“

begann er,

„er scheint ein Mensch zu sein, der vielmehr Pech hatte, fanden Sie nicht auch dass er etwas verbittert wirkte? Er sitzt hier in seinem Verschlag und sieht das Leben draußen vorbeiziehen. Er sieht die Menschen kommen, in dem Geschäft verweilen, Dinge ansehen, auswählen, anprobieren, kaufen oder stehlen.
Beim Stehlen wird’s dann zu seiner Sache, dann tritt er auf den Plan, dann gewinnt der Unsichtbare Bedeutung. Diese Macht, die er dann erhält, diese Macht des kleinen Mannes hat viel mit Zorn und Ungerechtigkeit zu tun. Er, der die Welt nur vom Monitor kennt, für den die scheinbar objektiven Kamerabilder längst alle menschliche Subjektivität ersetzt haben, bekommt Macht über eines der Schafe dieser fehlgeleiteten Herde dort draußen. Aber, und dies ist wichtig um Ihn ganz verstehen zu können, seine Macht ist nur begrenzt. Er darf nur 50€ kassieren, ein Hausverbot aussprechen, oder an die Polizei abgeben, allesamt Sanktionen, die ihm ungenügend vorkommen in seiner Wut der Ausgeschlossenheit. Er sinnt auf richtige Strafen, er möchte sich rächen für seine Einöde hinter den Monitoren.
Und damit beginnt es.
Er fängt an sich die kleinen Teeniemädchen vorzustellen, wie sie lieber über seinem Knie liegen, das Höschen straff gezogen bekommen, lieber, als 2 Monate ohne Taschengeld und Lipgloss, wie sie vor ihm stehen und verschämt die Röte im Gesicht zaudernd stammeln

‚Also mein Papa, ich glaube mein Papa würde wollen, dass sie mich verhauen, fest verhauen, auf meinen Po, ich glaub ich hab das verdient’

und dann würden sie schon bevor die Schmerzen begännen heulend sich über sein Knie begeben, für eine Tracht, die er befriedigt fantasiert, sich dann aber gewaschen hat.
Oder die Hausfrau, die mit einem gepressten Seufzer aufständen, noch bevor er etwas sagen könnte, ihren Rock nach oben rafften, scheinbar ergeben die Augen verdrehend, murmelnd

‚hört das denn nie auf’

sich über die Ecke seines Schreibtisch wälzten, ihre weiche Pflaume direkt übers Eck drapiert und er sie dann hören konnte, mehr zu sich selbst als zu ihm

‚mit dem Gürtel junger Mann, oder mit dem Stock, sonst hilft’s nicht’

und wie sie sich dann bewegten unter seinen Hieben, wie er das Gefühl hatte, dass sie darum kämpften unter den Schmerzen, ihm Blicke zu gestatten auf tropfende Mösen, unverlangt und unerfüllt, und auf Arschlöcher, die braun und verschrumpelt nach der Zärtlichkeit einer Berührung lechzten.
Solcherart wurden seine Fantasien, wurden immer drängender, schielten jedem weiblichen Kunden per Monitor auf die ausladenden Ärsche und bissen sich jedes Mal wenn eine erwischte Kundin ihre Geldbörse für die 50€ zückte vor Enttäuschung auf die Zunge.
Und dann…“

er machte eine kleine Pause, und schaltete den Monitor wieder an, man sah sie weiterhin auf dem Boden knien und ihn wie er beinah zusammengesunken am Tisch saß, kaum den Blick gehoben.

„ … und dann kommt der heutige Tag, und nein, es ist nicht der picklige Teenager, der zahnbespangt, die Kiefer kaum auseinander, den kleinen knöchernen Arsch für einen Trommelwirbel der besonderen Art anbietet, es ist auch nicht die Hausfrau in der schon speckigen Kittelschürze und dem leichten Bartansatz am Kinn, es ist ein Traum von einer Frau, incl. einem Freibrief für all seine verdorbenen Fantasien, seine unterdrückten Wünsche und seinen verpassten Gelegenheiten. er kann alles mit ihr machen, buchstäblich alles.
Und genau dieses Angebot, diese Chance, sie befreit ihn nicht, sie wird nicht zum Ventil seines Selbsthasses, sie wird auch nicht zur Krücke an der er sein eingefallenes Selbst wieder aufrichten könnte, sie wird auch nicht zu der für die nächsten Jahre anhaltenden introspektiven Wichsvorlage, nein, sie wird vielmehr Zeugin seines erneuten Scheiterns, Patin seines Hohns, Projektion seiner Wut – deswegen drischt er sie bis aufs Blut, ungelenk, bar jeder Schönheit, bar jeder Eleganz stürzt ihn seine Geilheit, seine fiebrige Hast, seine Ideenlosigkeit in eine Prügelorgie, die in einem Blowjob endet, von dem er bestimmt nur eben soviel hatte wie an der Ecke Herbertstrasse für 30€. Was ist ihm aber passiert, warum ist es ihm nicht möglich einfach seine Fantasie auszuleben bei ihr, die ihm jede Spielart ermöglicht hätte, sich auf alle noch so absonderlichen Wünsche eingelassen hätte, sie für die selbst ein Spiel ohne Stop – Code ein überschaubares Risiko darstellte, was hat ihn dazu veranlasst, diese Session so zu verhunzen?“

Ich war verblüfft über die Leidenschaft, in die sich mein Gegenüber geredet hatte. Ich merkte ihm an, wie ihn das Schicksal dieses kleinen Mannes berührte, wie er ihn nicht hasste, gewiss zwar verachtete, aber es mischte sich auch eine Spur Mitleid hinein, und sehr viel Verständnis.

„ Dieser Mann wird niemals eine Frau wirklich dominieren, weil er sich niemals im Griff haben wird, und dafür wird er sich sooft er es kann, an den Frauen rächen. Dieser Sadismus, der ihm dann entweicht, entweicht wie ein ungestümer lauter Wind seinen Lenden entweicht, bis er mit entsetzlichem Gestank im Nirgends verpufft, in einer Schattenwelt die mit dem Zelebrieren einer wahrhaften Dominanz nicht das Geringste zu tun hat.
Kommen Sie mit, vielleicht werden Sie schon bald Zeuge des Unterschiedes.“

*

Ich folgte meinem ‚Gastgeber’ aus dem Büro, folgte ihm durch weiße Gänge, lief wie betäubt neben ihm, seine Schritten hallten zurück von den nackten Wänden, zielsicher ging er ohne ein Zaudern, während ich in meinen schlurfenden Knastgang zurückfiel, und mit meinem Gang obsiegte auch mein antrainiertes Knastgebaren, dieses Aussetzen des selbständigen Denkens, dieses Nichts-in-Frage-stellen, doch unter dieser Haut verborgen lauerte meine Wachsamkeit – und auch mein Misstrauen. Wohin war ich geraten, was spielte sich hier ab, und hätte ich die Möglichkeit gegen diese hier geschehenden Dinge einzuschreiten. All diese Gedanken traten hinter meine Vorsicht, aber auch hinter mein Interesse, meine Neugier herauszufinden was hier ablief.
Er stoppte vor einer Tür, trat ein ohne anzuklopfen und ich folgte ihm. In dem Raum zeigte sich die Situation unverändert zu dem Bild auf dem Überwachungsmonitor. Sie kniete und er saß auf seinem Stuhl, eingesunken und unglücklich. Mir war nicht klar, ob wir die Frau nur abholten und ob der Mann erwartete, dass ich ihn und Sie begleiten sollte, auch nicht was mit dem Detektiv passieren würde, als Sie leise, aber doch vernehmlich

„Herr“

sagte, nur ‚Herr’, nichts weiter, aber durch nur dies eine Wort veränderte sich die Atmosphäre augenblicklich. Die Verbindung, die zwischen den beiden ohne Zweifel bestand, hatte dadurch eine ganz andere Ausprägung erhalten. Bisher war Sie seinen Anweisungen gefolgt, sofort und ohne zögern, sie hatte bisher aber noch nicht direkten Kontakt zu ihm aufgenommen. Dieses eine Wort, und die Stille die danach entstand erzeugte eine Spannung, die auch der Detektiv wahrzunehmen schien. Er, der während des gemeinsamen Aktes mit ihr nicht einen Laut von ihr gehört hatte, etwas was ihn zunehmend gestört hatte und auch veranlasst hatte, härter auf sie einzuschlagen, erschrak beinahe und erhob den Kopf, wie ein plötzlich Erwachender. Ihr Herr indes wandte sich ihr kurz zu, sein Blick fixierte sie, er nickte kaum wahrnehmbar und sie erhob sich sogleich. Die unbequeme Haltung auf dem Boden hätte eigentlich ihre Glieder steif werden lassen müssen, davon spürte man nichts. Mühelos erhob sie sich und kam auf ihn zu. Er strich ihr kurz über den Rücken, löste wie von Zauberhand ihre Fesslung, erst später erführ ich wie er sie dies dank einer kleinen Klinge, die er stets verborgen bei sich trug davon befreite. Daraufhin wandte sie sich dem Detektiv zu, bat ihn freundlich um den Tisch, auf den er sich stützt, dies waren ihre ersten und einzigen Worte an ihn, zog den Tisch in die Mitte des Raums und stellte einen noch feien Stuhl davor. Dann drehte sie sich mir zu:

„Mein Herr möchte gerne, dass sie hier Platz nehmen“,

ihre Stimme hatte einen warmen Klang, melodisch und sehr freundlich. Ich folgte ihr, setzte mich, sie ging zum anderen Ende des Tisches, stand mir direkt gegenüber, verharrte einen Moment, und wie auf ein Zeichen beugte sie sich mir zu, legte sich mit dem Oberkörper auf den Tisch und sah mich dabei direkt an. Vielleicht 30 cm vor mir lag nun dieses betörende Wesen ohne einen Blick von mir zu lassen. Ihr eleganter Begleiter trat hinter sie und sprach mich an:

„Wohlan, mein Freund, es ist Zeit auf eine Reise zu gehen, sind Sie bereit?“

Ich konnte nur mehr nicken, meine Mundtrockenheit verhinderte jedes Wort der Bestätigung, aber oh ja ich war bereit mit diesen Menschen auf eine Reise zu gehen. Trotz ihres merkwürdigen Gebarens, trotz ihrer seltsamen Riten schienen sie mir vertrauenerweckender als alle Kontakte meiner letzten Jahre zusammen, was, nüchtern besehen natürlich auch keine Kunst war, bei jemand, der aus dem Gefängnis kam.

Ich rückte auf meinem Stuhl zurecht, sah der Frau voll in die Augen, und war gespannt auf das was folgen sollte.

Sie rückte mir noch etwas entgegen, presste den Oberkörper flach auf die Tischplatte, ihre Titten dabei flach wie Flundern, und hob ihren Arsch noch etwas nach oben, indem sie ins Hohlkreuz ging. Es fiel ihr schwer so nach vorne zu schauen, dennoch hielt sie diese Stellung, fixierte mich weiter und sagte:

„Es ist eine Ehre, dass er es selbst macht, Sie müssen ihm sehr wichtig sein.“

*

Dann zerschnitt ein Sirren die Luft, abgelöst von einem Geräusch, als wenn man Papier vor einem Mikro zerreißen würde. Ich sah an ihrem Körper entlang, die Wirbel hinauf bis über ihrer Arschkrumme bedrohlich ihr Herr und Meister zwei Elektrokabel durch die Luft wirbelte, in gleichförmig kraftvollen Bewegungen auf ihrem Arsch Csardas tanzen ließ. Die Schläge waren mit voller Wucht, und bis zum Ende durchgezogen, mussten ihren Hintern in ein Meer schräger Linien tauchen, die gekreuzt mit den vormaligen Rohrstockstriemen Knotenpunkte infernaler Schmerzen bilden ließen. Seine Arme arbeiteten mit der Präzision eines Mähdreschers und sie schienen so voller Kraft, als sei ihr Arsch ein Weizenfeld besorgniserregenden Ausmaßes. Schaute man zu, so konnte man bemerken, dass die Kabel immer kleinere Radien vollführten, will heißen, dass er die Muster von außen nach innen setzte und es war mir leicht vorstellbar, dass die letzten Schläge, bevor er wieder an den Lenden anlangte ihr Ziel in dem dunklen Zentrum zwischen ihren Globen, dem Hort ihrer Weiblichkeit giftige Küsse an ihre Möse senden mussten.

Um so mehr überraschte mich, als ich ihr wieder in ihre Augen blickte, die sie nicht einen Moment von meinem Antlitz genommen, dass sie bar jeden Schmerzensausdrucks, weitab von hier zu schweifen schienen, und nichts in ihrem Gesichtsausdruck schien darauf hinzudeuten, dass sie irgendwie in Verbindung zu sein schien, mit diesem Arsch, der hinter ihrem Rücken systematisch zu Kleinholz verarbeitet wurde. Ich sah den Detektiv mit schreckerfülltem Blick diese Prügelorgie beobachten, die an Brutalität seine wütenden Hiebe um ein Vielfaches überboten.

„Wach auf“,

der Mann hatte leicht mit der Zunge geschnalzt, vollfuhr weiter in seinen Bewegungen, unerbittlich zogen die Kabel ihre Kreise, rissen Löcher des Schmerzes in ihre malträtierte Haut, striemten das Feld Furche für Furche.

Mit der Frau allerdings begann eine Verwandlung, beinah ruckartig war sie ins Jetzt zurückgekehrt, hatte ihr Bewusstsein Anker gelichtet von diesem Ort der Ruhe, an dem sie sich befunden, dort, wo die Schmerzen augenscheinlich nicht zu ihr vorgedrungen waren, um jetzt wie der Bug eines Schiffes kraftvoll in ein Meer des Leidens einzutauchen. Jetzt besaß ihr Ausdruck etwas flehentliches, es trat Schweiß auf ihre Stirn, sie biss sich auf die Lippen und ihr Körper verlor seine Ruhe, bewegte sich Schlag für Schlag, Welle für Welle lief von ihrem Arsch durch das Rückenmark und Schlag für Schlag explodierten in ihrem Hirn Fontänen der Qual, die darauf harrten, umgewandelt in pure Lust ihren Ofen zwischen den Beinen zu entfachen. Aber noch waren es die Schmerzen, die schiere Wucht der Hiebe, das zerfetzende Fitzen der Kabelenden auf der Haut, denen sie sich entgegen warf und versuchte einzuverleiben, noch hatte die Metamorphose nicht begonnen. Die beiden bildeten jetzt eine Einheit, sein Geben und ihr Nehmen wurde zu einer Handlung, verschmolz in einer Bewegung, und ich ahnte es bereits, die nächste Stufe, und zweifelsohne musste diese bald folgen, benötigte ein neues Kommando.

„Komm“,

sagte er, ruhig, ohne Anstrengung in seiner Stimme und voller Ruhe, einladend sagte er es. Wie von Zauberei bewirkte auch dieses eine Wort eine Veränderung bei der Frau. War ihr gerade noch nur Schmerz anzufühlen, so deutete ihr flacher schneller werdender Atem und das Beimischen kleiner gehetzter Seufzer den Beginn ihrer Verwandlung in einen Lust speienden Vulkan. Wie kleine weiße Wolken hingen sie über ihrer Stirn, in ihren verschwitzten Haaren, bereit vom Ausbruch zu künden. Ihre Bewegungen wurden ruckartiger, abgehackt, sie schien ihren Unterleib gegen den Tisch zu pressen, als wolle sie das glatte Holz ficken, das bar jeder Erhebung ihren Körper nur begleitete und mitnichten penetrierte. Ihre Finger krallten um die Tischkanten, sie stieß beim Atmen jetzt kleine Speicheltröpfchen aus, einige landeten in meinem Gesicht, so nah war sie mir. Hinter ihr waren weiterhin seine Arme riesigen Rotatoren gleich, dabei sie gnadenlos auszupeitschen, sein Gebaren erinnerte mich an den Trommler, der einst Ben Hur und seine Leidensgenossen mit Rammgeschwindigkeit ins Gedärm der feindlichen Galeeren trieb, und mit der selben Intensität zündeten nun die Pfeile des Schmerzes Feuer in ihren mit Lust gefüllten Segeln. Ich bildete mir ein, ihre Möse riechen zu können, die wie eine überreife Frucht voll und süß mit ihrem Duft den Raum erfüllte. Wie lange hatte ich das nicht mehr gerochen, wenn eine Frau bereit ist den Drachen zu reiten, der sich zuckend in ihre Schenkel ergießt. Dieses Zucken nahm nun Besitz von der Frau, ihre Hülle der Beherrschung durchlöchert warf sie sich den Schlägen hin wie eine läufige Hündin. Sie schrie, sie stöhnte, bettelte um mehr, keine Worte waren mehr zu hören, nurmehr geiles Gebrabbel aus den Zentren des Orkans, einem Hirn, das ausgesetzt permanenten Spitzen der Qual und der Lust im Zustand fiebrigster Erregung langsam begann zu kochen. Die Frau war inzwischen komplett Sklave ihres Arsches und ihrer Fotze geworden. Beide Pole warfen sie hin und her auf einem stürmischen Ozean, es konnte nur noch Augenblicke dauern, bis sie daran scheitern würde, die Wellen der Lust zu reiten, bis sie hinuntergerissen in den Mahlstrom nur noch Schmerz sein würde und Wunde, klaffend, aufgerissen und wunderrot.

„Spring“,

schrie er und hörte abrupt auf Sie zu schlagen. Ihr Oberkörper wurde mit einer ungeheuren Wucht nach oben gerissen, ihre Arme wie bei einer Delphinschwimmerin kamen auf mich zu, beschleunigten sie noch, und als die Frau mich mit aller Inbrunst in ihre Arme riss, ging ihre Erregung über auf mich, jetzt konnte ich sie fühlen, diese tausend Nadeln der Lust, die ihren geschundenen Körper malträtierten, wie ihre Fingernägel in meinen Rücken, schlugen die Wogen der Ekstase über mir zusammen, rissen mich hinein in diese Wirbel, zogen mich unaufhörlich in ihren Bann, tiefer, tiefer und immer schneller, der Raum kreiste um mich, das Neon der Lampe verbrannte, wurde zu gleißendem Licht, das ihre nassen Haare von meinen Augen wischte, und als sie atemlos in mich verkeilt uns nach unten zog, konnte ich ihre Stimme hören, bevor ich ohnmächtig wurde.

„Willkommen, Willkommen in Xanadu“!

Über den Autor

Erotische Geschichte

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